Crisse

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Didier Chrispeels, kurz: Crisse (*26.02.1958 in Brüssel) ist ein belgischer Comiczeichner und -autor, der durch diverse Arbeiten im Fantasy-Genre bekannt ist. In letzter Zeit tritt er vor allem als Szenarist in Erscheinung.

Inspiriert von seinen drei Vätern im Geiste, Uderzo, Disney und Dany, begrub er seine Profifußballer-Phantasien und widmete sein Leben stattdessen den Comics. Für Spirou schuf er mit Ocean's King eine erste kurzlebige Serie über Delphine. In den Jahren 1978/79 entstanden zwei Episoden, die 1987 ein Album des Verlags Armonia füllten. Nach dem Wehrdienst folgten ab 1980 für Tintin die Abenteuer der Prinzessin Nahomi, die teilweise von Michel de Bom geschrieben wurden. Die Serie bestand bis 1987 und brachte es auf drei Alben bei Lombard. Ebenfalls dem Crisse’schen Frühwerk entstammt der Disney-eske One-Shot "Les compagnons de la Taïga" um zwei heroische Mäuse, der erst 1999 zu einer querformatigen Albumveröffentlichung bei Soleil Productions kam. Die beiden realistisch gezeichneten Historiencomics "Les ombres du passé - Crimée 1920" (1986, Armonia, Szenario: Natacha) und "L'ombre des damnés - Ungern Khan, Mongolie 1921" (1988, Vents d'Ouest) schließlich verkauften sich so bescheiden, dass Crisse reumütig zum Semi-Realismus zurückkehrte.

Er ließ sich in Frankreich nieder und wandte sich dem Heroic Fantasy-Genre zu. In Zusammenarbeit mit Autor Jacky Goupil zeichnete er die Serie L'épée de cristal (dt.: Das Kristallschwert bei Carlsen, zuvor auch bei Alpha in der Reihe Schwermetall Spezial), von der zwischen 1989 und 1994 fünf Alben bei Vents d'Ouest erschienen. Die Saga um Heldin Zorya wurde ein großer Erfolg und bescherte Crisse den Durchbruch. Nebenbei entstand, ebenfalls nach Szenarios von Goupil, die Gagserie Lorette et Harpye (dt. bei Alpha in Schwermetall präsentiert 54 - Loretta & Harpye), von der 1993/94 zwei Alben bei Vents d'Ouest erschienen. P&T Production veröffentlichte derweil den von Jean-Claude de la Royère geschriebenen Crisse-One-Shot "Cosmos Milady" (1993, dt. bei Boiselle & Löhmann).

Der 1995 im Alleingang realisierte Thriller "Perdita Queen - Griffin Dark" (dt. bei Alpha in Schwermetall präsentiert 79 - "Perdita Queen - Griffin Dark") sollte den Auftakt zu einer Serie bilden, die jedoch, nachdem Crisse aufgrund von Geldproblemen seine Arbeit für den Verlag eingestellt hatte, von Vents d'Ouest blockiert wurde. Dort brachte man stattdessen 1997 das von Stanley (d.i. Pierre Alary) gezeichnete Album "Griffin Dark - L'alliance", eine Art Fortsetzung bzw. einen Parallel-One-Shot zu "Perdita Queen", heraus. Obwohl sein Name auf dem Cover prangt, hatte Crisse nichts damit zu tun.

Ab 1996 begann der Künstler eine wesentlich harmonischere Zusammenarbeit mit Soleil Productions. Die für diesen Verlag geschaffene Science-fiction-Serie Kookaburra (dt. bei Splitter) war von Crisse als der große Coup geplant, verkaufte sich zu seiner Enttäuschung jedoch weit schlechter als Das Kristallschwert, so dass 1997/98 zunächst nur drei Alben erschienen. Dennoch erhielt das Wunschprojekt 2002 mit Kookaburra Universe eine erste Parallelreihe, deren Alben jeweils einen der Hauptcharaktere in den Mittelpunkt stellen und von diversen Künstlern gestaltet werden. Crisse selbst wirkte nur am ersten Band als Szenarist mit. Auch bei der 2004 wieder aufgenommenen Hauptserie kümmerte sich Crisse fortan nur noch um die Story, während die Zeichnungen an Nicolas Mitric übergingen. 2006 folgte mit K ein weiterer Spin-off, bei dem Crisse Autor James Hicks und Zeichner Humberto Ramos als Co-Szenarist unterstützt. Insgesamt stellt Kookaburra mit seinen Nebenserien das umfangreichste und ehrgeizigste Projekt des Künstlers dar.

Eine Rückkehr zur Heroic Fantasy erfolgte im Jahr 2000 mit den Alben um die Amazone Atalante (dt. bei Carlsen) - die sich prompt doppelt so gut verkauften wie die von Kookaburra. 2005 brachte mit Ishanti - Danseuse sacrée (dt.: Ishanti - Heilige Tänzerin bei Splitter) eine neue, im alten Ägypten angesiedelte Serie, bei der die Kolorierung von Fred Besson eine entscheidende Rolle spielt. Da sich Crisse mittlerweile lieber als Schöpfer von Comicuniversen denn als Zeichner betätigt, sind Atalante und Ishanti aktuell die einzigen von ihm gezeichneten Serien.

Für Soleil war er von Anfang an auch als reiner Szenarist für andere Zeichner aktiv gewesen: die 1996 mit Marc N'Guessan geschaffene Serie Petit d'homme brachte es bis 2003 auf drei Alben (dt. nur ein Album als Winzling bei Splitter), deren letztes von Guy Michel gezeichnet wurde. Zwischen 1998 und 2000 steuerte er drei Szenarios für Serge Finos Les Ailes du Phaéton bei, um anschließend von 2001 bis 2004 mit Serge Carrère die Alben-Trilogie Private Ghost zu realisieren. Aktuelle Heldinnen, die er als Szenarist betreut, sind die mit Nicolas Keramidas 2002 geschaffene Indianersquaw Luuna (dt. bei Splitter) und das mit Carlos Meglia 2005 zum Leben erweckte Maya-Mädchen Cañari (dt. bei Splitter).

Weiterhin erwähnenswert ist, dass Crisse bei den ersten beiden Alben der Serie Marlysa (1998/99, dt. bei Carlsen und Splitter) als Storyboarder für Zeichner Jean-Pierre Danard und den Comic-unerfahrenen Autor Jean-Charles Gaudin einsprang. Außerdem zeichnete er eine Episode der amerikanischen Fantasy-Serie Tellos von Todd DeZago und Mike Wieringo: "La jeunesse de Serra" erschien im Jahr 2000 in den Ausgaben 3 und 4 des französischen Tellos-Magazins von Semic und fand 2001 als Titelgeschichte des One-shots "Maiden Voyage" von Image Comics auch den Weg in die USA. 2004 wurde L'épée de cristal von Goupil, Zeichner Boube (d.i. Christian Boubé) und Co-Szenarist Kainzow für Soleil Productions wieder aufgenommen.

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