Fix & Foxi (Zeichentrickserie)
Die 52-teilige, in den Jahren 1998 und 2001 produzierte Zeichentrickserie Rolf Kauka's Fix & Foxi war eine Koproduktion von RTV , D'Ocon Films (Barcelona, Spanien) und Rolf Kauka. Beide Staffeln bestehen jeweils aus 26 halbstündigen Folgen und enthalten Episoden mit Fix und Foxi und der neu eingeführten Familie Peppercorn. Zielgruppe der Serie, die in Deutschland ab dem 26. Februar 2000 in ARD und später KiKa ausgestrahlt wurde, sind Zuschauer von 6 bis 10 Jahren. In die Kritik geraten ist die Serie vor allem wegen der von Rolf Kauka angestrengten nostalgischen Umgestaltung der Figuren und der eher dürftig umgesetzten Animation durch D'Ocon Films.
Inhaltsverzeichnis
Die Entstehungsgeschichte der Trickfilmserie
Ihren Einstand im Bereich des Animationsfilms gab die Fix und Foxi-Familie bereits Ende 1973 in einem Kurzfilm namens "Sinfonie in Müll", der als Vorfilm zu Rolf Kaukas abendfüllenden Märchenfilm "Maria D'Oro und Bello Blue" lief. Bald darauf verkaufte Kauka seinen Verlag und zog sich aus dem aktiven Berufsleben zurück, um sich allerdings auch weiterhin weitreichende Mitspracherechte an der Verwendung und Gestaltung seiner Comic-Serien vorzubehalten. Zwar führte der Einfluss des italienischen Kauka-Zeichners Massimo Fecchi dazu, dass die Figuren seit Mitte der 70er Jahre immer dynamischer und beweglicher gezeichnet wurden, doch in Sachen Trickfilm bewegte sich für die FF-Familie zwei Jahrzehnte lang nichts mehr.
Die Geburt einer Idee
Die Idee einer FF-Zeichentrickserie fürs Fernsehen geht auf Peter Hille, den Co-Geschäftsführer der RTV zurück, der sich Ende 1992 mit diesem Vorschlag an Rolf Kauka wandte. Der mit der Familie Kauka schon seit 1975 befreundete Hille kannte die Comics mit Fix und Foxi noch aus seiner eigenen Kindheit. Über seine Firma Europabuch schlug er Kauka vor, gemeinsam eine Zeichentrickserie mit den Füchsen zu realisieren. Eine Antwort auf diesen Vorschlag ließ fast ein ganzes Jahr auf sich warten und erst Ende 1993 meldete sich Rolf Kauka telefonisch bei Peter Hille zurück: Er habe bereits auf eigene Faust verschiedene Zeichentrickstudios abgeklappert, u.a. Nelvana, Universal und Saban, wolle aber fortan mit Hille zusammen an der Entwicklung und Produktion einer FF-Zeichentrickserie weiterarbeiten. So trafen sich beide im Januar 1994 zu Besprechungen bei Rolf Kauka zuhause in den USA.
Kaukas Rechtestreit und Bruch mit VPM
Kauka zeigte sich zu dem Zeitpunkt schon länger zunehmend unzufrieden mit VPM und dem Character-Design der FF-Familie. Ihm schwebte eine Umgestaltung vor, die sich am Aussehen der Figuren vor seinem Rückzug in den 70ern orientierte. Bereits seit 1991 hatte er sich diesbezüglich wieder vermehrt mit Änderungswünschen an die FF-Redaktion bei VPM in Rastatt gewandt.
Auf Kaukas Geheiß wurden die Figuren in den Comics von Chefzeichner Massimo Fecchi bis 1994 immer mehr verniedlicht, was aber weder diesen noch seinen Auftraggeber ganz zufrieden stellte. Zeitweilig wurden die Beine der FF-Familie so stark verkürzt, dass das Verhältnis zum Rest der Körper nicht mehr stimmig erschien und die Proportionen wieder geändert werden mussten (vgl. Titelbild von FF 17/1991). Fecchi selbst schilderte die Endphase des FF-Magazins von VPM, das schließlich zum Jahreswechsel 1995 durch eine einstweilige Verfügung Kaukas eingestellt werden musste, als ziemlich bedrückend:
"Das letzte Mal hatte ich 1995 mit Rolf Kauka zu tun, über seine Tochter Irene. Rolf Kauka bat mich, die Zeichnungen der Figuren zu ändern, die ich zuvor in einem kindlichen Stil neu entworfen hatte, um sie an die Zeit Neugebauers anzupassen. Ich habe die Änderungen an meinen letzten Zeichnungen von Fix, Foxi und Lupo beibehalten. Diese Änderungen konnte ich nur schwer akzeptieren, vor allem die an Lupo, weil sie anders als mein Stil waren. Leider habe ich schlechte Erinnerungen an diese Zeit und ich verstehe diese Entscheidungen bis heute nicht. Zu dieser Zeit reifte in mir auch immer mehr die Idee heran, für Disney zu arbeiten." (Fecchi im Fanzine Clubber Nr 2, vgl. Titelbild von FF Sonderausgabe 4 von 1995. An einer beigefügten Comicseite im Fanzine sind auch einige der gewünschten Korrekturen Kaukas erkennbar: Fix und Foxi sollten eine rundere Stirn und noch rundere Augen erhalten, Lupos Kopf hingegen sollte wieder kegelförmiger werden.)
Auch der ehemalige VPM-Chefzeichner Helmut Murek wurde 1995 nach Kaukas Bruch mit VPM kontaktiert, um das gewünschte Redesign der Figuren in neuen Model-Sheets umzusetzen. Im Mai 1995 schrieb Kauka in einem Brief an Murek: "In den letzten Monaten hat sich die Situation mit VPM so geaendert, dass ich wahrscheinlich sehr bald ueber alle Fix und Foxi-Rechte wieder selbst verfuegen kann. D.h. ich muss mit guten, zeitgemaessen Stories und ueberarbeiteten Charakteren den alten Markt neu erobern. Meine Frage an Sie: Haetten Sie Lust mitzuarbeiten? Wenn ja, müssen wir zunaechst als Grundlage fuer die kuenftige Arbeit neue Model-Sheets festlegen. [...] In der Anlage habe ich Ihnen einige Entwuerfe geschickt, wie ich mir die Charaktere vorstelle, damit sie einen altersmaessig etwas gehobeneren Leserkreis ansprechen."
Kurzum stellte Kaukas angestrebtes Redesign eine deutliche Abkehr von der Figurengestaltung der letzten 20 Jahre dar. Einwände, diese ästhetische "Rolle rückwärts" könne auf Kenner der VPM-Comics möglicherweise zu fremd und altbacken wirken, kümmerten Rolf Kauka herzlich wenig, da er davon überzeugt war, dass gerade die jungen Leute von heute Gefallen an nostalgischer Retro-Optik hätten. Murek zeichnete die gewünschten Model-Sheets für Kauka, auch wenn es zu einer ihm in Aussicht gestellten künstlerischen Beteiligung an der geplanten Trickfilmserie letztlich nicht kam.
Der Deal mit D'Ocon
Noch 1995 unterzeichneten Rolf Kauka und Peter Hille eine Lizenzvereinbarung, die RTV die meisten Nutzungsrechte an Fix und Foxi übertrug, während Kauka sich das Copyright und das Recht auf letzte Abnahme und Zustimmung vorbehielt. Zeitgleich beschloss RTV die Zusammenarbeit mit D'Ocon Films an einer Zeichentrickserie namens Die Herlufs. Bei dieser Koproduktion beteiligte sich D'Ocon mit 50 Prozent am Budget und kümmerte sich mehrheitlich um die kreative Umsetzung. Hille sah in dem spanischen Animationsstudio, das RTV erstmals 1992 bei einer Koproduktion mit France Animation für die Trickfilmserie Chip und Charly unterstützt hatte, auch den geeigneten Partner für die Umsetzung der FF-Trickfilmserie. Als Hille und Antoni D'Ocon, der Inhaber von D'Ocon Films, auf der Finanzierungsmesse MIP-TV wegen der Herlufs zusammentrafen, fiel letzterem dabei der FF-Auftrag förmlich in die Hände.
D'Ocon war die Serie Fix und Foxi zufälligerweise bereits ein Begriff, da einige seiner Zeichner in Barcelona schon mal an der Comicproduktion beteiligt gewesen waren. 1996 stimmte D'Ocon einer Beteiligung an der Produktion der FF-Trickfilmserie zu und ein Jahr später wurden die Verträge dafür offiziell unterzeichnet. Der neue Deal ähnelte dabei dem Produktionsabkommen zwischen RTV und D'Ocon Films für Die Herlufs, an denen sich beide Parteien die Arbeit und die finanzielle Beteiligung teilten: RTV (mit dem Löwenanteil) und Europabuch beteiligten sich zu zwei Dritteln am Gesamtbudget von 12,3 Mio DM, den Rest steuerte D'Ocon Films bei. Auch wenn ein Teil von D'Ocons Budgetbeteiligung von den Fernsehanstalten kam, zahlte D'Ocon Films bis zu 25 Prozent des Budgets aus eigener Tasche, auch ohne Vorverkauf der Serie.
Der Produktionsbeginn
Die Arbeit an der Serie wurde im Frühjahr 1997 aufgenommen. Für die Entwicklung der Inhalte, des Figurendesigns und der Drehbücher waren RTV und Rolf Kauka verantwortlich, in D'Ocons Verantwortungsbereich lagen die Animation, die Belichtungsfolien und der Großteil der Postproduktion. Alle Nebenfiguren, Hintergründe und Requisiten, die D'Ocon entwarf, so wurde vereinbart, mussten von RTV und Rolf Kauka vorher abgesegnet werden. Die spanische Trickfilmschmiede war auch dafür verantwortlich, neben der englischsprachigen Originalversion eine spanischsprachige Fassung der Serie zu erstellen. Das fertige Master hatte sie an RTV liefern, damit in Deutschland daraus die deutschsprachige Version produziert sowie die Musik der Serie beigesteuert werden konnte.
Die Fertigstellung des neuen Styleguides
1998 stellte Rolf Kauka in den USA mithilfe des ehemaligen Walter Neugebauer-Schülers Kurt Italiaander schließlich den neuen FF-Styleguide ganz nach seinen Vorstellungen fertig, der nicht nur für D'Ocon Films, sondern auch für eine spätere Wiederaufnahme der Comic-Produktion durch Ehapa verbindlich sein sollte. Außerdem entstand ein Styleguide für die Familie Peppercorn, einer neu entwickelten Kauka-Serie, die im Rahmen der FF-Trickfilmserie debütierte. Im selben Jahr waren der Hauptteil der Storyboards und des dazugehörigen Art-Designs vollständig, die Stimmbesetzungen abgeschlossen und die Voraufnahmen, Abstimmungen und Belichtungsfolien von den Koproduktionteams ebenfalls fertiggestellt. Auf der MIP-TV-Messe präsentierten RTV und D'Ocon erstmals einen Promo-Trailer der Serie. Vorverkäufe an Fernsehsender waren zwar noch nicht abgeschlossen, erste Angebote aber schon in Sicht. Die ARD beteiligte sich später an den Produktionskosten, um die Serie später in ihr Programm aufzunehmen.
Herausforderungen der Koproduktion
Probleme bei der Koproduktion führte Peter Hille 1998 gelassen vor allem auf die Aufgabenverteilung und die unterschiedlichen Temperamente der Beteiligten zurück, betonte bezüglich D'Ocon aber das "gute Verhältnis" und das "gemeinsame Ziel". Antoni D'Ocon merkte zum multinationalen Projekt Fix & Foxi an: "Zeichnungen und Design sind offensichtlich Elemente, die subjektiv verschieden wahrgenommen werden." Die Herausforderung bei einer Vielzahl von Meinungen zu einem Figurenmodell oder einem Hintergrunddesign sei es deshalb, "den glücklichen Mittelweg zu finden. Konsens, so lautet der Name des Spiels." Für D'Ocon sei bei Koproduktionen eine Übereinkunft über das Budget und eine Übereinkunft über die Aufgabenteilung ausschlaggebend, und Fix & Foxi sei genau diese Art von Projekt.
Literatur
- Die Sprechblase Nr. 210 (Dezember 2007). Darin: Rolf Kaukas Style-Guide-Zeichner: Federführendes Fußvolk im Dienste und zum Nutzen & Frommen des Fürsten der Füchse oder Artisten-Adel ohne formenden Einfluss?, S. 41-47