Jean-Marie Brouyère

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Jean-Marie Brouyère (*16.11.1943; † 10.12.2009) war ein belgischer Comiczeichner und -autor, der vor allem durch die von ihm geschriebene Actionserie Archie Cash bekannt ist. In den 70er Jahren war er einer der fleißigsten Szenaristen des Spirou-Magazins, wenn auch zumeist für (unfreiwillige?) One-Shot-Helden.

Brouyère besuchte das Institut Saint-Luc in Brüssel und unternahm seine ersten Schritte im Comichandwerk unter der Obhut von Maurice Tillieux. Ab 1961 zeichnete er erste Comics für die Agentur International Press und war anfangs auch kurz beim Zeichentrickfilm tätig. Mitte der 60er Jahre arbeitete er als einer von vielen Greg-Assistenten an dessen Serie Les As (dt.: Die 5 Asse in Felix Sonderheft/Großband) für Vaillant mit.

Von 1966 bis 1970 schrieb und zeichnete er für Tintin kurze Comics und Gags, darunter auch die kurzlebigen Serien Toutouffu (1969/70) und, in Zusammenarbeit mit Vicq, Hippy (1969/70) und Coke et Smoke (1970). Eine von Brouyères letzten Arbeiten für Tintin war 1970 das Szenario für den Vierseiter "Petit Minusset deviendra grand", dessen Zeichner, Comic-Debütant Malik, bald darauf sein wichtigster Weggefährte in Sachen Comics werden sollte. In den Jahren 1972/73 war Brouyère unter dem Pseudonym Jean Roze nochmals für Tintin aktiv und schrieb für Eddy Paapes Abenteuerserie Tommy Banco eine albenlange Geschichte sowie eine weitere längere im Pocket-Format.

Anfang 1971 wechselte Brouyère zur Konkurrenz von Spirou, nachdem er zuvor schon sporadisch für das Magazin tätig gewesen war. Er illustrierte die Spieleseiten und schuf seine erste Spirou-Serie um den Installateur Al Alo, die er sowohl schrieb als auch zeichnete (dt.: Schnurx in Das ist Klasse von Bastei). 1971/72 entstanden davon zehn kurze Comics à vier bis sechs Seiten, denen 1974 noch ein abschließender 14-Seiter folgte. Zwischendrin realisierte er mit dem 16-Seiter "Bug 30 - Cascade de casse" 1973 einen weiteren Comic im Alleingang. Ansonsten konzentrierte er sich in den 70er Jahren vor allem auf das Schreiben von Szenarios für andere Zeichner.

Bereits Ende 1971 hatte Brouyère für Spirou den von Malik gezeichneten Action-Helden Archie Cash geschaffen (dt. bei Boiselle & Löhmann, 1987-89; zuvor auch in Band 3 der Bastei-Reihe Topix), seine bekannteste Kreation, die er bis 1977 und dann noch sporadisch bis 1987 betreute (in den frühen 80er Jahren übernahm kurzzeitig Thierry Martens alias Térence seinen Part). 1971/72 schrieb er zwei Episoden für den Funny Capitaine Lahuche von Francis. Ab 1973 gab er Sirius (d.i. Max Mayeu) Starthilfe bei der Wiederaufnahme der Abenteuerserie L'Epervier Bleu, die ursprünglich in den Jahren 1942 bis 1952 im Magazin erschienen war. Nach drei Kurzgeschichten und einem albenlangen Abenteuer machte Sirius ab 1975 noch kurzzeitig solo weiter.

In Zusammenarbeit mit Antoinette Collin schuf Brouyère die absurde, konsumkritische SF-Serie Naufragés de l'escalator, von der zwischen 1973 und 1975 sechs kurze Comics bis zu elf Seiten sowie ein (fast) albenlanges Abenteuer in Spirou zum Abdruck kamen. Im Anschluss realisierte er mit Zeichner Renaud (d.i. Renaud Denauw) seine nach Archie Cash umfangreichste Serie um die im 16. Jahrhundert lebende junge Kreolin Aymone, die mittels ihres magischen Armreifs Zeitreisen unternimmt. Von 1975 bis 1977 erschienen insgesamt sechs längere und lange Episoden mit der Heldin, die von Dupuis jedoch nicht als Album veröffentlicht wurden.

Für Zeichner Alain Masson schrieb Brouyère 1976 den Western-One-Shot "Navaho Kid – Pari sur une paire d'ailes blanches". Die beiden 1977 mit Jean-François Charles und Co-Szenarist Térence (d.i. Thierry Martens) entstandenen Episoden von "Chevaliers du pavé – L'impasse du cœur" (20 und 25 Seiten) siedelte er im Jahre 1843 an, während das albumfüllende Werk Coursensac et Baladin au pays des Tahétéhus von 1978 vor mittelalterlichem Hintergrund spielte. Dessen Zeichner Bernard Hislaire (später bekannt als Yslaire) schob 1980 im Alleingang noch eine Kurzgeschichte mit dem titelgebenden Duo nach. Mit Malik schuf Brouyère 1977/78 den One-Shot "Blue Bird - Ballade", der später in zwei Alben veröffentlicht wurde. Zur selben Zeit griff er Spirou-Neuling André Geerts unter die Arme, für den er die Gags der Petite chronique vénusienne ersann. Mit "Fans et Marie – Le don de l'étoile rouge" erschien 1981 in Spirou Spécial 81-82 ein weiterer One-Shot des Szenaristen, diesmal mit Guy Clair am Zeichenbrett.

Abseits von Spirou trat Brouyère in den 80er Jahren noch mit zwei Schwarzweiß-Alben in Erscheinung: Den Funny "Chambre Noire pour Cristaline" (1980, Éditions Michel Deligne) zeichnete er selbst, während das der griechischen Mythologie gewidmete Werk "Persée" (1984, Glénat) von Xavier Musquera umgesetzt wurde. Als der nicht mehr als zeitgemäß erachtete Archie Cash 1987 aus Spirou flog, zog sich Brouyère aus dem Comicgeschäft zurück. Seine letzten Jahre widmete er der Malerei.

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