Peter Wiechmann

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Peter Wiechmann

Peter Wiechmann (* 29.10.1939 in Bunzlau, heute Polen) war in den Jahren 1964/65 sowie von 1968 bis 1974 Redakteur und Texter, in der zweiten Phase auch Geschäftsführer des Kauka Verlags. Er betreute Reihen wie Lupo modern, Pepito, Primo, Action Comic (samt Action-Ablegern) und trat ab 1973 als Produzent (Konzeptionist, oft auch Szenarist) der Kauka-Serien Kuma, Andrax, Furor Teutonicus, Capitan Terror und Viva la Revolution in Erscheinung. Zu seinen ersten Versuchen als Szenarist gehörte zudem eine unveröffentlicht gebliebene albenlange Geschichte mit den Vier Freunden.

Nachdem er 1974 zusammen mit Erwin Frick und Manfred Klinke Mitbegründer des Sparkassen-Magazins Knax gewesen war, setzte Wiechmann als glückloser Zack-Reformator Mitte der 70er Jahre seine Arbeit mit Kauka fort: Mit Manila, Billy Press (von dem nur eine Geschichte im Taschenbuch Zack-Parade erschien), dem in Deutschland unveröffentlichten Odinson und der gänzlich obskur gebliebenen Canada Crew hob er weitere Kauka-Serien aus der Taufe. Anschließend schuf er für Yps mit Ben's Bande (Z: Josep Marti, 1977), Mister Melone, Thomas der Trommler (Z: Josep Gual und Juan Sarompas), Hombre (Z: Rafael Mendez, alle 1978) und später Gries, Gram und Grimm (1983) eigene Helden.

Als Chef der Comicon sowie später der "neuen" Comicon S.L. kam Wiechmann ab den späten 70er Jahren auch wieder in Kontakt mit den Kauka-Comics. Für die von Comicon produzierte Taschenbuchreihe Rolf Kauka Gold Comic Buch konzeptionierte er die Schnuckel um, ebenso Tom und Biber (siehe Tom Dooley) und Mischa (unveröffentlicht). Weitere seiner eigenen Serien waren Dietrich von Bern mit Rafael Mendez (ab 1981 in Fix und Foxi Extra) und Tex & Mex mit Juan Sarompas. Ein Dreiseiter mit dem Western-Duo erschien 1982 im renommierten Spirou (Nr. 2311), während drei fertiggestellte albenlange Episoden mit den Helden bis heute ihrer Veröffentlichung harren. Ein letztes geplantes Comic-Projekt um die Cangaceiros, das vom bewährten Mitstreiter Mendez hätte umgesetzt werden sollen, scheiterte Mitte der 80er Jahre aufgrund der Erkrankung des Zeichners. Zwischenzeitlich war Wiechmann 1981 nach Barcelona emigriert, bis er Ende 1997 seinen Abschied von Comicon S.L. nahm.

Seit 2007 sind einige Wiechmann-Serien bei Cross Cult als Gesamtausgaben erschienen. 2010 gab Alexandra Kauka die Lizenzen aller einst durch ihn betreuten Serien aus Primo und Zack zu seiner Verfügung frei. Als Schlusspunkt seiner Karriere will Wiechmann daraus eine "Titanen-Trilogie" zusammenstellen (siehe dazu unsere Hauptseite).

Im Folgenden Peter Wiechmanns Lebenslauf in seinen eigenen Worten, aus einer Mail an den Organisator der Fix und Foxi-Ausstellung des Münchner Comicfestivals 2007; Verwendung in der Kaukapedia mit freundlicher Genehmigung von Peter Wiechmann.

Curriculum eines Comicers

Geboren am 29. Oktober 1939 in Bunzlau, der bekannten Töpferstadt Schlesiens – zum Entsetzen der beiden 14jährigen Schwestern. Vater Chefredakteur der Kreiszeitung, Mutter Redakteurin. Das Dröhnen von Druckmaschinen wurde mir recht früh sehr vertraut...

1945: Abenteuerliche Winter-Flucht in einem ausrangierten Pkw – am Steuer ein Panzersoldat mit Bauchschuss. Unfall auf vereister Straße. Per Zug, zu Fuß bis nach Eschwege durchgeschlagen.

Hier wurde meine Mutter als 13tes Kind eines Pfarrers geboren, hier lernte sie meinen Vater in der Redaktion des Eschweger Tageblattes kennen. Hier machte ich später meine Lehre als Schriftsetzer.

Aber erst einmal wuchs ich in Freiheit dressiert auf. Mehr in Wald und Flur als zu Hause. Meine Mutter bezeichnete mich als Schlafgast mit dem gelegentlichen Drang, ein frisches Hemd abzuholen...

Die Amerikaner brachten die Comics in mein Leben. Ich sorgte auf verschlungenen Wegen für ständigen Nachschub aus der Ami-Kaserne und nutzte die lappigen Hefte als harte Währung für den Tausch gegen Mangelware = Bücher, Spielzeug, Essen.

Wenn ich Bilanz ziehe, so bin ich auch im Berufsleben diesem Tauschverfahren treu geblieben: Comics gegen Lebensunterhalt.

Das Schulende überraschte mich regelrecht. Alle anderen hatten ihre Lehrstelle bei der Post, der Bahn, in der Bank – ich wusste nicht mal, was ich werden wollte. Mein Vater wog Mathe 5 und Deutsch 1 gegeneinander ab und entschied sich für mich: Du wirst Schriftsetzer, weil Du ja später mal Redakteur wirst – und dann können Dir die Schriftsetzer nicht mehr in die Manuskripte pfuschen...

Diesem messerscharfen Argument beugte ich mich. Allerdings gab es kurz nach meiner Gesellenprüfung keine Schriftsetzer mehr. Das Computerzeitalter dämmerte herauf...

Abschied von der Heimatstadt und dem ungebundenen Leben als Häuptling einer umtriebigen Jugendgruppe: die Bundeswehr rief! Mich rief sie noch in der Grundausbildung in die Redaktion eines auflagenstarken Wochenmagazins des Wehrbereichs III. Als rasender Reporter zu Luft, Land und Fluss griff ich zweieinhalb Jahre für den Bürger in Uniform in die Tasten. Als Gefreiter mit eigenem Fahrer.

Danach einige Berufsstationen als Verantwortlicher einer Hauszeitung – als PR-Mann für Dänemarks Butter, Eier, Käse – als freier Mitarbeiter für Zeitungen, Fachmagazine und dann... Kauka! FF-Schloss in Grünwald vor den Toren Münchens. (LUPO, LUPO modern)

Erst einmal für wenig mehr als ein Jahr, dann kündigte ich wegen einer von Rolf Kauka zugesagten und nicht eingehaltenen Gehaltserhöhung. Damals konnte man sich solchen Luxus noch leicht leisten. Gute Stellen gab es wie Sand am Meer.

Nach zwei Jahren holte er mich zurück und ich blieb dann bis zum ersten Ausverkauf des FF-Imperiums an die Holländer und Engländer. Als ich kam, war FIX & FOXI das alleinige Flaggschiff des Verlages. Als ich ging, gab es rund 20 verschiedene Titel, die meist unter meiner Regie – als Produktions-, Redaktionschef & Verlagsleiter – das Licht des Marktes erblickten.

Ich ging = ich kündigte dem Comic-Chaos der neuen Eigner und gründete – nach einem denkwürdigen Ausflug mit Rolf Kauka zu A. Springers Koralle-Verlag (ZACK) und der Belieferung von YPS mit fünf eigenen Serien – das Kreativ-Studio COMICON in München. Das verlagerte ich bald nach Barcelona und produzierte von dort aus mit meinen Zeichnern 23 Jahre lang eigene und fremde Comic-Serien, Comic-Magazine, Werbung, Spiele...

Dann der Rückzug über die Pyrenäen nach Pöcking.

COMICON existiert und produziert unter der Leitung von Multitalent Christof Ruoss weiter.

(Pöcking, März 2007)

Wiechmann bei Cross Cult

  • Andrax (2007-09, 5 Bände)
  • Thomas der Trommler (2009, 1 Band)
  • Hombre (2009, 2 Bände)
  • Dietrich von Bern (2010-11, 3 Bände)


Literatur

  • Die Sprechblase - Das große Comic-Magazin Nr. 176, 25. Jahrgang (Dezember 2000) bis Nr. 198, 29. Jahrgang (Dezember 2004).
  • Wiechmann, Peter: Feuer & Flamme (1000-Seiten Autobiografie im Eigenverlag über Kindheit und Jugend mit zahlreichen Fotos und Illustrationen von Marti)


Weblinks