Rolf Kauka

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"Unser" Rolf

Rolf Kauka (* 9. April 1917 in Markranstädt bei Leipzig; † 13. September 2000 in Thomasville, Georgia, USA) war ein deutscher Comic-Pionier der Nachkriegszeit. Der "Vater" von Fix und Foxi, Lupo & Co konnte als Verleger und Herausgeber auf ein äußerst bewegtes und vielseitiges Schaffenswerk zurückblicken. Er gründete mehrere Firmen und Verlage, nutzte die verschiedensten Vertriebswege und hatte jede Menge Partner, die seine mannigfaltigen Produkte verlegten und druckten. Der Begründer der langlebigsten deutschen Comicproduktion galt vielen gemeinhin als "der deutsche Walt Disney".

Jugend und frühe Verlegeraktivitäten

Rudolf A. Kauka stammte von finnischen Vorfahren ab und wurde als Sohn eines Schmiedes geboren. Er wuchs in Sachsen auf, besuchte die Volksschule in Markranstädt und die Realschule in Leipzig. Bereits als Schüler zeichnete er Cartoons für die Leipziger Neueste Nachrichten und das Weißenfelser Tageblatt. Nach einer Lehre als Drogeriegehilfe war er ab November 1938 Kanonier beim III. Flak-Regiment 33 und diente im Zweiten Weltkrieg als Berufsoffizier. Im Juni 1943 heiratete er die Arzthelferin und später als Ärztin tätige Erika Bahre. Aus dieser Ehe ging 1945 Tochter Mascha hervor, die sich später einen Namen als Unterstützerin von Indiovölkern in Ecuador sowie als Kämpferin für den Erhalt des Regenwaldes machte und 2002 die Initiative Amazonica ins Leben rief.

Wie aus unlängst aufgetauchten Unterlagen hervorgeht, gründete Rolf Kauka bereits 1947 den Kauka-Verlag, dessen früheste bisher bekannte Publikation der noch im selben Jahr erschienene "Leitfaden für Polizeibeamte" von Dr. E. G. Mayer war. Mittlerweile in München ansässig, veröffentlichte Kauka 1948/49 gemeinsam mit seinem Freund Dr. Norbert Pohl die "Elemente der Rechtswissenschaft", eine Kurzlehrbuchreihe für Jurastudenten (Verlag der Zwölf München). Die Bekanntschaft mit Heinz Ullstein und Harry Schulze-Wilde führte wenig später zur Gründung des Heinz-Ullstein-Verlags und der Münchener Verlagsbuchhandlung. Für diese kurzlebigen Unternehmen führte Kauka die "Elemente" weiter und lancierte neue Projekte wie die Zeitschrift "Technische Neuheiten und Erfindernachrichten" und die Romanserien "Der neue Filmroman" und "Neues Kriminalmagazin".

Ab 1950 trat der Kauka-Verlag mit der Roman-Serie "Bill Rocky" wieder in Erscheinung und führte Filmroman und Kriminalmagazin weiter. 1951 kamen kurzzeitig noch das Magazin "ER - die Zeitschrift für den Herrn" und die mysteriöse bunte Monatsrevue "Mix" hinzu. 1952 wollte Rolf Kauka an die Erfolge der populären Zigarettensammelbilder anknüpfen und gab die beiden Sammelbildserien "Der wilde Westen" und "Indianerland" heraus. Im Dezember 1952 erschien im Kauka-Verlag das erste Heft des Jugendmagazins "Colombo", in dem man die ersten Zeichnungen von Dorul van der Heide bewundern konnte (wenig später der erste Zeichner von Fix und Foxi) und in dem bereits die frühe Comicfigur Dagobert auftauchte. Mehr Details zu den Kauka-Publikationen der Jahre 1947-52 finden sich im Artikel Verlegerisches Frühwerk.

Comics oder Trickfilm?

Als Anfang der 1950er Jahre die ersten US-amerikanischen Comics den westdeutschen Markt eroberten, ergriff Rolf Kauka die Chance einer deutschen Eigenproduktion. Inspiriert von deutschen Märchen-, Fabel- und Volkserzählungen begann er, seine eigenen Comicfiguren zu entwickeln. Da er nicht genug Geld aufbringen konnte, um den Druck und Vertrieb eines Comicmagazins allein zu stemmen, setzte er auf die Zusammenarbeit mit dem Rastatter Erich Pabel Verlag. Rolf Kauka lieferte als Service-Unternehmen ein fix und fertiges Heft zum Druck, das heißt, er lieferte die Druckunterlagen, an dessen Artwork er die alleinigen Rechte besaß, während Pabel das Heft druckte und vertrieb.

Das erste Heft erschien im Mai 1953 unter dem Titel Till Eulenspiegel. In einer Kurzgeschichte in Heft 6 der Reihe erschienen zum ersten Mal Fix und Foxi, die bald zu Publikumslieblingen avancierten. Nachdem ab Heft 10 mehrere Ausgaben auf der Titelseite groß auf die Füchse hingewiesen hatten, wurde die Reihe ab Nr. 29 endgültig in Fix und Foxi umbenannt.

In der Anfangszeit beschränkte sich Kauka nicht nur auf die Produktion von Comicheften, sondern versuchte auch als Filmproduzent Fuß zu fassen. Im Auftrag von BMW schuf die Kauka Film-Produktion 1955 den Werbe-Zeichentrickfilm über die legendäre Isetta, der von Walter Neugebauer und seinem Team teils in Zagreb, teils in München realisiert wurde. Anschließend arbeitete man an Zeichentrickkurzfilmen mit Münchhausen und Fix und Foxi, die anscheinend allesamt Fragmente geblieben oder zumindest nur als solche erhalten sind. 1958/1959 gab es auch Ambitionen zu einer Kauka-Puppentrick-Produktion, zu deren Mitbegründern unter anderem Werner Hierl zählte. Die Pläne, diesmal Pauli zum Filmstar zu machen, verliefen jedoch im Sande.

Auf dem Höhepunkt

Währenddessen entwickelte sich das Fix und Foxi-Magazin zum größten deutschen Comic-Erfolg. Zu seinen besten Zeiten - 1965 wurde das Heft kurzzeitig stolz als "Die größte deutsche Jugendzeitschrift" angepriesen - soll es mit einer Auflage von bis zu 400 000 Exemplaren pro Woche erschienen sein. Angebliches Gesamtvolumen laut Rolf Kauka Comics: international über 750 Millionen verkaufte Hefte. Die Heftreihe lief ohne Unterbrechung bis ins Jahr 1994 und brachte es bis dahin auf stolze 2.018 Ausgaben.

Neben dem wöchentlichen Heft gab es, vor allem von Mitte der 60er bis Mitte der 80er Jahre, auch diverse Nebenprodukte in Form von Heften, Taschenbüchern, Paperbacks, Alben, etc. Als besonders langlebig neben der Hauptpublikation erwiesen sich das Fix und Foxi Sonderheft (1959-94, Hauptausgaben "Ostern", "Sommer", "Ferien", "Weihnachten") und das Taschenbuch Fix und Foxi Extra (1969-86) - siehe Publikationen. Ein weiteres Erfolgsprodukt von Rolf Kauka ist das 1967 aus der Taufe gehobene Vorschulmagazin Bussi Bär, das in zehn Sprachen erscheint und zeitweise allein in Deutschland eine monatliche Auflage von bis zu 300.000 Exemplaren erreicht haben soll (mittlerweile unter 100.000).

Verlagstechnisch verließ sich Rolf Kauka nicht nur auf die fruchtbare Symbiose mit Pabel, sondern brachte immer wieder auch Publikationen mit anderen Partnern auf den Weg. Im Sommer 1966 beendete er seine Zusammenarbeit mit Pabel und bis September 1979 wurden seine Publikationen bei der Schweizer Gevacur AG verlegt.

Über die Jahre hatte Kauka für sein Heft eine bunte Riege der verschiedensten Zeichner und Illustratoren engagiert, von denen vor allem Dorul van der Heide, Walter Neugebauer und Massimo Fecchi den Füchsen in deren diversen Phasen ihren zeichnerischen Stempel aufdrücken konnten. Neben einigen Zeichnern aus deutschen Landen stammten die meisten aus dem ehemaligen Jugoslawien (ab 1955), Italien (ab Mitte der 60er) und Spanien (ab den 70ern).

Insgesamt wurden unter Rolf Kaukas Leitung im Laufe seines Lebens über 80 verschiedene Comic-Charaktere geschaffen. Nach frühen, heute weitestgehend vergessenen Serienhelden wie Till Eulenspiegel, Münchhausen, Tips und Taps oder Peter und Jasmin sind Pauli, Hops und Stops, Tom und Biber, Mischa, Fridolin, Diabolino, Die Pichelsteiner und Die 7 Schnuckel die neben Fix und Foxi bekanntesten Figuren. Die letzte noch von Kauka persönlich in Auftrag gegebene Serie war die speziell fürs Fernsehen entwickelte Familie Peppercorn.

Neben den Comics aus der Eigenproduktion wurden in Kaukas Publikationen auch etliche Comics aus anderen Ländern, vor allem Frankreich und Belgien, erstmalig unter Lizenz im deutschen Sprachraum veröffentlicht und bekannt gemacht. Zu besonders vielen Kauka-Veröffentlichungen brachten es Boule et Bill (als Schnieff und Schnuff), Bobo (Bobo), Les Schtroumpfs (Die Schlümpfe), Spirou et Fantasio (Pit und Pikkolo), Lucky Luke (Lucky Luke, vor allem in den Nebenpublikationen), Barbe-Noire (Schwarzbart), Gaston Lagaffe (Jo-Jo), Johan et Pirlouit (Prinz Edelhart), Sophie (Die lustige Lilli), Sammy (Sammy & Jack) und L'agent 212 (Bully Bouillon).

Für den späteren Bestseller Asterix entzogen dessen Urheber René Goscinny und Albert Uderzo Kauka verärgert die Lizenz, nachdem dieser mit Peter Wiechmann die Vorlagen nach eigenem Gusto textlich verändert und aus dem Gallier den unbesiegbaren Germanen Siggi gemacht hatte. Während bei der Übersetzung von Comics solche eigenmächtigen Verfremdungen und Eindeutschungen damals durchaus gang und gäbe waren, erhitzen sich die Gemüter heute vor allem an den dumpf antikommunistischen und rechtskonservativen Stammtischsprüchen, die die Geschichten durchzogen. Ähnlich problematisch (bzw. interessant, je nach Sichtweise) war die Übersetzung der Pit und Pikkolo-Geschichte "QRN ruft Bretzelburg".

"The Long Goodbye"

In den 70er Jahren wagte Kauka einen neuen Anlauf als Filmproduzent: 1972 kam der Realfilm "Versuchung im Sommerwind" (mit Helmut Käutner als Hauptdarsteller) in die deutschen Kinos und 1973 folgte der in den Mailänder Gamma Studios entstandene Zeichentrickfilm "Maria d'Oro und Bello Blue" (eine lose Adaption von "Goldmarie und Pechmarie" aka "Frau Holle"), der in den Kinos von dem FF-Vorfilm "Sinfonie in Müll" begleitet wurde. Der erhoffte große kommerzielle Erfolg blieb jedoch aus.

Im Juli 1973 verkaufte Kauka seinen Verlag an die englischen Verleger IPC (International Publishing Corporation) und die niederländische Verlagsgruppe VNU (Verenigde Nederlandse Uitgeversbedrijven), wobei er sich aber ein Mitspracherecht vorbehielt. 1975 gründete er in München die "Kauka Comic Akademie", um sich der Aus- und Weiterbildung von Autoren und Illustratoren zu widmen. Im selben Jahr heiratete er seine vierte Ehefrau Alexandra Kauka.

Ende 1975 beteiligte er sich zu 50% am Koralle Zeitschriften Verlag der Axel Springer Verlag AG, für die er mit Hilfe Peter Wiechmanns das kriselnde Comic-Magazin ZACK reformieren sollte. Nach Verschlimmerung der Krise warf er Mitte 1976 das Handtuch und zog sich aus dem aktiven Verlagsleben zurück.

Was Fix und Foxi betrifft, löste sich das britisch-holländische Verlagskonsortium 1979 auf und Kauka kaufte den Verlag zurück. Die Lizenz für die Veröffentlichungsrechte ging an die Bauer Verlagsgruppe unter Führung von Tochtergesellschaft Pabel-Moewig (ab 1989 VPM) über.

1982 zog sich Rolf Kauka aus Gesundheitsgründen auf die Chinquapin Plantage in Thomasville im US-Bundesstaat Georgia zurück, wo er mit der Promedia, Inc. eine Verwaltungsgesellschaft für seine Comics gründete. In diese Zeit fällt auch die Veröffentlichung seiner beiden obskuren Romane "Roter Samstag oder Der dritte Weltkrieg findet nicht statt" (1980) und "Luzifer: Roman einer Seelenwanderung" (1988).

Comeback

Mitte 1994 stellte VPM Fix und Foxi von wöchentlicher auf monatliche Erscheinungsweise um und marginalisierte den ohnehin stark reduzierten Comicanteil. Offenbar wollte der Verlag die damalige Auflagenkrise vor allem mit einem stark ausgebauten redaktionellen Anteil mit vielen popkulturellen Elementen überwinden. Rolf Kauka entzog dem Verlag daraufhin die Rechte und ließ das Comic-Heft einstellen. Damit kam auch die Produktion von Kauka-Comics erstmals völlig zum Erliegen.

In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Kauka der Umsetzung von Fix und Foxi in eine Zeichentrickserie, die erstmals im Februar 2000 im Fernsehen lief, zunächst in der ARD, später im KiKa. Zusammen mit seiner Frau Alexandra Kauka und der Ravensburger AG entwickelte er zudem das "Fix & Foxi Abenteuerland" im Ravensburger Spieleland, das im Frühjahr 2000 eröffnet wurde. Die Promedia, Inc. leitete er bis Ende 1999 selbst und übergab dann die Geschäftsführung an Alexandra Kauka.

In Sachen Comics scheiterte die Wiedereinführung eines neuen FF-Heftes im Jahre 2000 beim Ehapa-Verlag sowohl qualitativ als auch verkaufstechnisch nach nur drei Ausgaben. Nicht viel besser war es zuvor der Albenreihe Rolf Kauka Classics (1997-99) ergangen. Am 13. September 2000 verstarb Rolf Kauka 83-jährig auf seiner Plantage in Georgia.

Entwicklung nach dem Tode Kaukas

siehe


Ehrungen

  • 1998: Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 2007: PENG!-Preis für das Lebenswerk (Comicfestival München)


Literatur


Weblinks