Eddy Ryssack

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Edouard "Eddy" Ryssack (* 20. März 1928 im Antwerpener Distrikt Borgerhout; † 8. Januar 2004 in Ronse) bereicherte den belgischen Zeichentrickfilm und war mit seiner Comic-Kreation Brammetje Bram (Pittje Pit) einer der erfolgreichsten flämischen Comiczeichner.

Ryssack war Versicherungsmakler und kurzzeitig Handelsvertreter in der Parfümbranche, bevor er 1956 anfing, als Comic-Zeichner (Kaptein Matthias) und Illustrator für das Dupuis-Magazin Humoradio (später Humo, niederländischsprachiges Pendant zu Le Moustique) zu arbeiten. Über diese Tätigkeit landete er schließlich 1957 im Zeichenstudio von Dupuis.

1959 wurde er dort mit dem Aufbau und der Leitung des hauseigenen Trickfilmstudios TVA (Télévision Animé), später TVA Dupuis, betreut. Das von Michel Matagne, Charles Degotte, Raoul Cauvin, Maurice Rosy und Vivian Miessen unterstützte Zeichnerteam von TVA realisierte neben Einzelfilmen wie "A pleins dents" (aka "Teeth is money", Ryssacks Film-Debüt), "Le crocodile majuscule" und "Cinéma-Man" auch Adaptionen von Comicserien wie Franquins Le petit Noël. Den Durchbruch brachten die mittlerweile legendären ersten Schwarzweiß-Filmchen mit Peyos Schtroumpfs (Die Schlümpfe). Trotz der bescheidenen Verhältnisse des Studios konnte sich Ryssack mit seinen Arbeiten einen Namen als Erneuerer des belgischen Animationsfilms machen. Nach acht Jahren TVA wurde er dann gegen seinen Willen zum Personalchef und schließlich zum Verwaltungsdirektor bei Dupuis gemacht, was dazu führte, dass er dem Verlag nur noch für zwei Jahre treu bleiben sollte.

Synchron zu seiner Tätigkeit als Animationsfilmer realisierte er für Spirou ab 1959 kurze Comics, Illustrationen für den redaktionellen Teil und Mini-récits (Mini-Comics). 1960 zeichnete er nach einem Szenario von Michel Finas seinen einzigen albenlangen Comic für das Journal: "Le voyage interplanétaire de Patrick Lourpidon" (aka "Petrus Kwispedol"). Unter seinen Mini-récits befanden sich vier mit der wiederkehrenden Figur Le conscrit 1127 sowie drei Umsetzungen erster Szenarios von Magazin-Debütant Lucien de Gieter.

Ryssack war auch der erste, der für Spirou Comics mit Raoul Cauvin, seinem TVA-Kameramann, umsetzte: Mitte der 60er Jahre entstanden zunächst zwei Mini-récits unter dem gemeinschaftlichen Szenaristen-Pseudonym Desquatre (=Cauvin, Ryssack, Degotte und Matagne), die von Degotte zeichnerisch umgesetzt wurden, gefolgt von vier Sechsseitern des Duos Ryssack/Cauvin und schließlich den minimalistischen Gags um die beiden Flöhe Arthur et Léopold aus den Jahren 1968/69.

1969 verließ Ryssack Dupuis, arbeitete als Freelancer aber noch bis 1972 für Spirou. 1972 steuerte er einige kurze Comics zur belgischen Ausgabe von Pilote bei. "Les Shmoucks - Le douanier furieux" (bzw. "De Schmaks - De dolle douanier"), eine Zusammenarbeit mit Szenarist Michel Noirret, erschien 1976 im belgischen Tintin und im holländischen Pendant Kuifje und schaffte ein Jahr später auch den Weg in die französische Ausgabe. 1982/83 war Ryssack Co-Szenarist zweier Annie en Peter-Alben von Jean-Pol (d.i. Jean-Pol van den Broeck).

Wesentlich umfangreicher und erfolgreicher als diese Gelegenheitsarbeiten war Ryssacks Wirken für originär holländische Comicmagazine. Bereits 1970 erblickte im Magazin Sjors Brammetje Bram (dt.: Pittje Pit in Zack und aktuell als Album bei Epsilon) das Licht der Comicwelt. Der Funny um einen Schiffsjungen auf einem Piratenschiff wurde zum größten Erfolg des Zeichners und fand später ein neues Zuhause in Wham!, dem holländischen Pendant zu Zack. In Frankreich war der jugendliche Hauptdarsteller der Serie zunächst als Brianc Brieuc bekannt und wurde für den Abdruck seiner Abenteuer in Super As, dem französischen Pendant zu Zack, 1979 in Colin Colas umgetauft. Über die Jahre waren diverse Szenaristen an den Abenteuern beteiligt, darunter Frans Buissink, Bakker, Piet Hein Broenland, Michel Noirret, Alexander (d.i. Jacques van Melkebeke), Yvan Delporte, Ryssack selbst sowie sein Sohn. Nach zehn Jahren und mehr als tausend Seiten Pittje Pit stellte Ryssack 1980 die Arbeit an der Serie ein.

Mit Opa hatte er 1975 für Eppo (Nachfolgemagazin von Sjors) einen weiteren Helden geschaffen, der zumindest in Holland eine ähnliche Popularität wie Brammetje Bram genoss. Die Episoden um einen alten Pensionär, der sein Sanatorium auf Trab hält, zeichnete Ryssack noch bis 1983. Sein letzter Beitrag zu Eppo war ein Jahr später das Szenario für einen Johnny Goodbye-Comic von Dino Attanasio.

Anschließend widmete sich der Künstler ausschließlich dem Medium Werbecomics. Unter anderem realisierte er mehrere Alben für die Firma Bio-Tex, z.B. 1981 "Cesar & Rigobert - Vakantiepretjes/Vive les vacanciers" - ein 24-seitiges Album mit zweisprachigem Sprechblasentext (französisch und niederländisch), das Kinder auf häusliche Gefahren im Alltag hinweist.

Abgesehen von seiner künstlerischen Tätigkeit setzte sich Ryssack auch anderweitig für die Comics ein: Anfang der 70er rief er als Gründungspräsident die "Vlaamse Onafhankelijke Gilde van Stripauteurs - Stripgilde" (Flämische unabhängige Gilde der Comicautoren) ins Leben und war außerdem der erste flämische Co-Direktor des 1989 eröffneten belgischen Comicmuseums Centre belge de la bande dessinée in Brüssel.

Gesundheitliche Probleme zwangen Eddy Ryssack 1994 zum Rückzug von Ämtern und Comics. Anfang 2004 erlag er 75-jährig einem Herzinfarkt.

Ryssack bei Kauka


Die frühen Schlumpf-Filme

TVA Dupuis 1959/60, Regie: Ryssack und Rosy

  • Les schtroumpfs noirs (sw)
  • L'oeuf et les schtroumpfs (sw)
  • Le voleur de schtroumpfs (sw)
  • Le faux schtroumpf (sw)
  • Le schtroumpf volant (sw)
  • Le schtroumpf cet inconnu (sw)
  • Le schtroumpf et son dragon (sw)
  • La schtroumpflûte (Farbe)
  • Le schtroumpf-robot (Farbe)

Fünf dieser Kurzfilme wurden 1965 zu dem Kinofilm "Les Aventures des Schtroumpfs" zusammengefasst, der nur in Belgien lief. Die Kurzfilme hingegen wurden in den 60er Jahren auch im deutschen TV gezeigt.

Weblinks