Claude Moliterni

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Claude Moliterni (*21.11.1932 in Paris; † 21.01.2009) war ein französischer Comic-Experte und Autor, der sich sehr für die Anerkennung und Verbreitung des Mediums einsetzte. Der Mitbegründer des Comicfestivals von Angoulême trat selbst auch als Comic-Szenarist in Erscheinung.

Lebenslauf

Bevor er sich ab Mitte der 60er Jahre professionell mit Comics beschäftigte, arbeitete er von 1955 bis 1973 als Dokumentalist in der Literaturabteilung des Verlags Hachette. Darüber hinaus schrieb er damals unter verschiedenen Pseudonymen etliche Polizei- und Spionageromane und verfasste auch Hörspiele für Radio und Schallplatte. Nachdem er kurzzeitig von 1969 bis 1971 das Magazin Poco (anfangs kurzzeitig: Pogo) und 1971/72 das Les Pieds Nickelés Magazine betreut hatte, arbeitete er von 1973 bis 1989 für Dargaud, wo er als Redaktionsdirektor für die Magazine Pilote, Charlie Mensuel, Pilote & Charlie und Spot BD verantwortlich war. In den Jahren 1989/90 war er geschäftsführender Direktor beim Verlag Gautier-Langereau und schließlich 1990 Mitbegründer des Comicverlags Éditions Bagheera, für den er bis 1998 tätig war.

Der Comicautor

Sein Debüt als Szenarist gab Moliterni 1965 für Robert Gigi und das V Magazine mit der Erotik-/Spionageserie Scarlett Dream (dt. in Pip und bei Carlsen). Erst in der folgenden Dekade kam seine Nebenkarriere während seiner Tätigkeit für Dargaud ins Rollen: die von ihm 1972 mit Gigi geschaffene Science Fiction-Serie Agar, die ursprünglich in Il Corriere dei Ragazzi und im kurzlebigen Lucky Luke-Magazin beheimatet war, wurde vom Verlag ab 1974 in drei Alben veröffentlicht. Ab 1976 folgten mit Jaime Brocal Remohí die Abenteuer des Heroic Fantasy-Helden Taar le Rebelle (dt. als Bd. 2, 5, 8, 11, 14, 17, 20, 23, 33 und 49 der Ehapa/Delta-Reihe Die großen Phantastic-Comics) und mit dem Argentinier Walter Fährer die in France-Soir vorabveröffentlichte Detektivserie Harry Chase (dt. bei Carlsen). Mit den Brüdern Blasco adaptierte Moliterni ab 1977 "La Bible en bandes dessinées" (Fayard-Mame/Dargaud) und verwirklichte im selben Jahr mit Paul Gillon die "Histoire du socialisme en France" (Éditions Service de l'Homme). 1980/81 schuf er für Dargaud mit Albator eine weitere SF-Serie, die vom Studio Five Stars umgesetzt wurde. Ab 1983 entstand die zwölf Alben umfassende "L'Histoire de l'Islam" (Éditions Almariffa) und 1985 die fünfbändige "L'Histoire du peuple juif" (Dargaud). Für Zeichner Eugenio Sicomoro war er unter dem Pseudonym Éric Cartier Szenarist dreier Alben um den Journalisten Marc Jourdan (dt. als One-Shot "Aids Connection" bei comicplus), die zwischen 1985 und 1993 bei Dargaud und Bagheera zur Veröffentlichung kamen. Mit Giancarlo Alessandrini folgte für Bagheera von 1993 bis 1995 eine Comicadaption von Indiana Jones. Für das Fernsehen war Moliterni im Auftrag von In Fine Films am Szenario zur im Jahr 2000 erstausgestrahlten 26-teiligen kanadisch-französischen Animationsserie "Les Ailes du Dragon" beteiligt.

Der Comicförderer

Als unermüdlicher Kämpfer für die neunte Kunst organisierte Moliterni 1965 in Paris die erste große Comic-Ausstellung Frankreichs, "Dix millions d'images". 1966 schloss er sich den Organisatoren des im Jahr zuvor gegründeten internationalen Comicsalons von Lucca an und lancierte im selben Jahr zudem das Comic-Sekundärmagazin Phénix, das bis 1977 erschien. 1967 war er für das Pariser Musée des Arts Décoratifs Co-Organisator der legendären Ausstellung "Bande dessinée et figuration narrative", die auch in Sao Paulo, London, Berlin, Helsinki, Brüssel und Antwerpen gastierte. Dieser Erfolg führte in den folgenden vierzig Jahren zu über 200 Comic-Ausstellungen weltweit, die von Moliterni geleitet oder unterstützt wurden. 1969 war er Gründer der Convention de la Bande Dessinée in Paris und 1974 einer von drei Gründern des Festival International d'Angoulême, das er - neben weiteren Comicfestivals - bis 2005 mitprägte. Zu seinen diversen Buchpublikationen gehören "Comics - Kunst und Konsum der Bildergeschichten" (mit Roman Gubern, Rowohlt 1978) und das "Dictionnaire mondial de la bande dessinée" (mit Patrick Gaumer, Larousse 1994). Moliterni rief zudem die Webseite www.bdzoom.com ins Leben, die seit 2000 online ist.

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