Guy Peellaert

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Guy Peellaert (*06.04.1934 in Brüssel; † 17.11.2008 in Paris) war ein belgischer Illustrator und Maler, dessen Beitrag zu den Comics die beiden einflussreichen One-Shots "Les Aventures de Jodelle" und "Pravda la Survireuse" darstellten. Im Anschluss schuf er bis zu seinem Tod ein umfangreiches Werk zwischen Malerei, Illustration, Fotografie, Animation und Szenarien für Film und Theater.

Nach der Kunstschule war Peellaert zunächst Theatermaler am Théatre National in Brüssel und fertigte anschließend Illustrationen für die Werbung an. Ab 1966 war er hauptsächlich in Paris ansässig. Zu den Comics stieß er eher zufällig, da er etwas von Dauer kreieren wollte, ein eigenes Universum.

Mit seinem Freund Pierre Bartier als Szenarist schuf er zunächst "Jodelle" (dt. beim Schünemann Verlag und etwas später in Pip) und war damit einer der ersten Comiczeichner, die Pychedelia- und Pop Art-Einflüsse in das Medium einbrachten. Die sexuell befreite Heldin Jodelle, deren Aussehen sich an der französischen Sängerin Sylvie Vartan orientiert, erlebt ihre hedonistischen Abenteuer in einem futuristischen, visuell an die Zeit des Römischen Reichs angelehnten Pop-Universum, in dem allerlei Prominenz der damaligen Zeit anzutreffen ist. Der One-Shot erschien 1966 als Album bei Éditions Eric Losfeld.

Peellaerts zweites Comicwerk "Pravda" (dt. in Pip), geschrieben vom Journalisten/Filmkritiker und späteren Regisseur Pascal Thomas, behandelt die damalige Zeit kritischer als der Vorgänger. Die ledergürtelschwingende Rockerbraut Pravda, ein Françoise Hardy-Lookalike, ist mit ihrem Motorrad in Form eines Panthers in einer degenerierten futuristischen Stadt unterwegs, wo sie sich in Drogenrausch und psychedelischen Wahn verliert. Der Comic erschien zunächst 1967 in Fortsetzungen im Comic-Satire-Magazin Harakiri und wurde 1968 von Losfeld als Album veröffentlicht.

1967 steuerte Peellaert Zeichnungen für den Film "Mordgeschichten" ("Jeu de Massacre") von Alain Jessua bei, der sich um zwei von Jean-Pierre Cassel und Claudine Auger dargestellte Comiczeichner dreht. 1968/69 realisierte er für Harakiri mit "The Game", "She and the Greenhairs" und "Karachi!" Pop Art-inspirierte Strips auf Basis von Fotocollagen. Als die 60er Jahre sich dem Ende zuneigten, verlor das Satireblatt für Peellaert die Anarchie und den Reiz. Laut eigener Aussage wurde ein weiterer Comic, "Marsha", mit dem er die damalige Hippie-Szene vollends parodieren wollte, von Harakiri abgelehnt. Daraufhin wandte er sich von den Comics ab, auch, weil er das Medium mittlerweile als künstlerisch zu begrenzt empfand.

1973 erschien das in Zusammenarbeit mit Rockjournalist Nik Cohn entstandene Buch "Rock Dreams", das in Form von Malerei und Fotocollage die Geschichte der populären Musik erzählt und Rockstars in den Kulissen ihrer eigenen Songs zeigt. Das Buch verkaufte sich ausgezeichnet und brachte dem Künstler breite Aufmerksamkeit ein: Ein Jahr später durfte er die Plattencover zu David Bowies "Diamond Dogs" und "It's Only Rock 'n' Roll" der Rolling Stones designen. Peellaert gestaltete auch Filmplakate, z.B. für Martin Scorsese ("Taxi Driver"), Robert Altman ("Short Cuts") und vor allem Wim Wenders ("Hammett", "Paris, Texas", "Der Himmel über Berlin"). Weitere Bücher mit seinen Collage-Malereien waren 1986 "The Big Room" mit Michael Herr und 1999 "Twentieth Century Dreams", eine weitere Co-Produktion mit Cohn.

Peellaert starb 74-jährig an Krebs.

Peellaert bei Kauka

  • Jodelle - Les Aventures de Jodelle (in Pip 1-7/1971)
  • Pravda - Pravda la Survireuse (in Pip 1-5/1973)


Weblinks