Jordi Bernet
Jordi Bernet Cussó (* 14. Juni 1944 in Barcelona) ist ein spanischer Comiczeichner, dessen bevorzugte Genres Sex-, Crime-, Western- und krude SF/Mystery/Fantasy-Comics sind. Bekannt wurde er vor allem durch die Serie Torpedo, aber auch Betty und - das wollen wir an dieser Stelle nicht vergessen - Andrax. Sein expressiver Strich brachte ihm die Wertschätzung einer großen Fangemeinde und sogar die von Will Eisner ein.
Sein Debüt als Comiczeichner gab Bernet bereits im Alter von fünfzehn Jahren, als er die humoristische Serie Doña Urraca von seinem 1960 verstorbenen Vater Miguel Bernet Toledano (Künstlername Jorge) übernahm. Die 1963 mit seinem Onkel Miguel Cussó als Autor geschaffene Westernserie Poncho Yucatán gab ihm bald darauf Gelegenheit, mit einem realistischeren Stil seinen Vorbildern Hal Foster, Alex Raymond und Milton Caniff nachzueifern.
Ab 1964 zeichnete Bernet lange Zeit fast ausschließlich für den ausländischen Markt, angefangen mit Arbeiten für die Magazine Tiger, Smash! und The Hornet des britischen Fleetway-Verlags. Für das frankobelgische Spirou schuf er mit Cussó 1968 den kurzlebigen Actionhelden Dan Lacombe, der es nur auf ein albenlanges Abenteuer brachte. Zumindest zeitweise war er anonym auch als Zeichner an José Larraz' Spirou-Serie Michaël beteiligt, die dieser zwischen 1967 und 1972 unter dem Pseudonym Dan Daubeney realisierte. Von 1970 bis 1977 lieferte Bernet (als Jordi) mit Paul Foran seinen wichtigsten Spirou-Beitrag ab - die Mystery-Serie war 1968 von Gil (d.i. Larraz) und dem ursprünglichen Zeichner Montero (d.i. Jesús Blasco) geschaffen worden. Für Kauka entstanden im selben Zeitraum über die Agentur Bardon Art die unersättliche WAT 69 (in Pip) und der unerschöpfliche Andrax (in Primo und Co), beide mit Miguel Cussó als Autor und, im letzteren Fall, mit Peter Wiechmann als Geburtshelfer. In der zweiten Hälfte der 70er Jahre fand Bernet unter anderem Arbeit als Zeichner von José Ortiz' Serie El Cuervo im spanischen Magazin Kung-Fu und war 1979 für das italienische L'Intrepido tätig.
Ab Anfang der 80er Jahre konzentrierte sich der Künstler wieder auf die spanischen Comicmagazine. Mit Autor Antonio Segura gebar er zwei seiner besten Serien: Die erste, um die postapokalyptische Amazone Sarvan (dt.: Sarvan bei Feest), entstand 1982 für das Magazin Cimoc. Die zweite, Kraken, erschien ursprünglich ab 1983 in den Magazinen Metropol und Zona 84 und behandelte den Kampf von Spezialbrigaden gegen das titelgebende Müllmonster. Die sexy Heroine brachte es auf drei albenlange Abenteuer, das häßliche Ungeheuer auf fünf!
Ein noch wichtigerer Autor für Bernets Karriere war Enrique Sánchez Abulí, mit dem er 1981 zunächst kurze "schwarze" Comics für diverse Publikationen schuf, die später im Album Historias negras zusammengefasst wurden. Für das Magazin Creepy löste er ein Jahr später Alex Toth als Zeichner von Abulís Torpedo 1936 (dt.: Torpedo bei Carlsen und Cross Cult) ab: die harte Gangsterserie um einen Auftragskiller im New York des Jahres 1936 entwickelte sich zum größten Erfolg Bernets und bekam schließlich 1992 ihr eigenes Magazin Luca Torelli es Torpedo. Weitere Zusammenarbeiten mit Abulí waren die One-Shots De vuelta a casa (1984, aus Zona 84, dt.: Schwermetall präsentiert 21 - Back Home bei Alpha), La naturaleza de la bestia - Ab Irato (1988, aus Tótem el Comix, dt.: Carlsen Lux 25 - Mörderische Leidenschaft) und Snake (1998, aus L'Echo des Savanes, dt.: Snake bei Salleck).
Mitte der 80er Jahre begann Bernet eine weitere fruchtbare Partnerschaft mit dem argentinischen Autor Carlos Trillo, die in erster Linie Erotikcomics hervorbrachte. Für das Magazin Zona 84 entstanden zwischen 1985 und 1987 neun kurze Episoden um eine Privatdetektivin, die gleichzeitig unfreiwilliger Star einer TV-Serie ist - die Erlebnisse von Custer wurden später in einem Album zusammengefasst. Zwei One-Shots von Bernet und Trillo folgten mit Light & Bold (1987, aus Zona 84, dt.: Schwermetall präsentiert 42 - Light & Bold bei Alpha) und Ivan Piire (1989, aus El Jueves und Splatter). In den 90er Jahren schuf das Duo zwei Serien mit "leichten Mädchen" als Heldinnen: Clara de Noche (dt.: Klara bei Boiselle & Löhmann, Betty bei Edition Bikini), eine Prostituierte mit Herz, debütierte 1992 im Magazin El Jueves, Bad Girl Cicca Dum-Dum 1997 im spanischen Penthouse. Die erste Serie, bei der Eduardo Maicas als Co-Autor fungierte, bietet humorige Kost, die zweite fällt in die Kategorie Hardcore.
Mit Autor Claudio Nizzi versuchte sich Bernet 1996 an Gian Luigi Bonellis klassischer italienischer Western-Serie Tex Willer - heraus kam "L'uomo d'Atlanta", Album Speciale Tex 10. Mittlerweile ist der Künstler auch für den US-amerikanischen Comicmarkt tätig: im Jahr 2000 gestaltete er für DC einen von Howard Chaykin geschriebenen Batman-Achtseiter namens "Blackout" (dt.: "Verdunklung" in Batman schwarz und weiß 1 bei Panini), seit 2006 folgten mehrere Hefte für die von Justin Gray und Jimmy Palmiotti geschriebene Westernserie Jonah Hex, darunter die dreiteilige Origin-Story des Kopfgeldjägers.
Stark abweichende französische Titel einiger Serien/One-Shots
(Zur besseren Orientierung!)
- De vuelta a casa: Retour
- Custer: Carnage+
- Light & Bold: Belle et la Bête
- La naturaleza de la bestia: Parlez-moi de mort
- Ivan Piire: Le Cri du Vampire
- Cicca Dum-Dum: Bang Bang
Bernet bei Kauka