Malik

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William Tai, Künstlername Malik (* 2.1.1948 in Paris; † 11.12.2020 in Huppaye, Belgien), war ein belgischer Comiczeichner, dessen zwei Hauptserien Archie Cash (1971-87, 2019) und Cupido (1988-2013) kaum verschiedener sein konnten.

Geboren in Paris als Sohn eines französischen Vaters und einer Mutter mit belgisch-chinesischen Eltern, verbrachte er die ersten Jahre seines Lebens in Indochina, bevor die Familie nach Brüssel auswanderte. Ursprünglich wollte Tai Profiboxer werden, entschied sich dann aber fürs Zeichnen. An der Akademie der schönen Künste gefiel es ihm so gut, dass er ca. zehn Jahre eingeschrieben blieb.

Sein Debüt als Comiczeichner gab Tai 1970/71 mit zwei Oncle Paul-Comics für Spirou und dem Vierseiter "Petit Minusset deviendra grand" für Tintin. Letzterer entstand in Zusammenarbeit mit Autor Jean-Marie Brouyère (aus dem Umfeld von Greg), mit dem der Zeichner 1971 in Spirou dann auch seine erste Serie präsentierte: Archie Cash (dt. bei Boiselle & Löhmann, 1987-89; zuvor auch in Band 3 der Bastei-Reihe Topix) war ein realistisch gezeichneter Action-Comic um einen Charles-Bronson-Lookalike, für den sich Tai das Pseudonym Malik zulegte. In den frühen 1980er Jahren sprang kurzzeitig Thierry Martens (in den 70ern Chefredakteur von Spirou) alias Térence als Szenarist für die Serie ein.

Ebenfalls in Zusammenarbeit mit Brouyère entstand Blue Bird, ursprünglich 1977/78 in Spirou erschienen und 1984 in zwei Alben bei Dupuis wiederveröffentlicht. Mit Chiwana schuf Malik 1979 einen weiteren kurzlebigen Helden für Spirou - zwei Alben der selbstgeschriebenen Serie erschienen 1984 und 1985 bei Éditions des Archers. 1983 und 1985 brachte derselbe Verlag zwei Alben einer weiteren Malik-Serie, Johnny Paraguay, heraus - das Szenario des ersten Bandes stammte von Y. Varende, das des zweiten vom Zeichner selbst. Für den Verlag Lefrancq realisierte Malik eine Comic-Adaption des Romans "Les colonnes du Ciel" von B. Clavel, verteilt über zwei 1989 und 1992 erschienene Alben.

Parallel zu seiner Karriere als realistischer Zeichner widmete sich Malik auch den Funnies: 1978 kreierte er mit Autor (Michel de) Bom für Spirou den Gorilla Big Joe, der 1980 ins Magazin Super-As wechselte und 1985 mit dem längeren Abenteuer "Antoine et ses amis" ins Spirou-Heft zurückkehrte. Einige Episoden erschienen auch in Zack, dem deutschen Pendant zu Super-As (Zack 22, 24, 27 und 31/1980).

Auch der 1982 in Zusammenarbeit mit Autor Benoist (d.i. Benoît Gillain, der Sohn von Jijé) für das Spirou Album+ 3 entstandene albenlange One-Shot "La Raque à mal" gehörte dem Funny-Genre an, ebenso wie die von Dugomier (d.i. Vincent Lodewick) geschriebenen Gag-Einseiter um La vie secrète des poubelles, die 1989/90 in Spirou zum Abdruck kamen. Für das 1996 bei Éditions "Nous" veröffentlichte Album "Gertrude au pays des belges" adaptierte Malik in Zusammenarbeit mit dem Komiker Stéphane Steeman dessen Schöpfung Madame Gertrude aus der Fernsehsendung "Bon week end" des Senders RTBF.

1987 wurde der nicht mehr als zeitgemäß erachtete Archie Cash bei Spirou in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Um Malik nicht arbeitslos werden zu lassen, ließ ihn Chefredakteur Patrick Pinchart einige Gags zeichnen, die Raoul Cauvin einst für den nicht mehr arbeitsfähigen Francis geschrieben hatte. Ehe er sich's versah, fand sich Malik bald darauf als Zeichner einer von Cauvin getexteten neuen Gagserie wieder: Die ab 1988 entstandenen lieblichen Erlebnisse des auch unter dem Namen Amor bekannten kleinen Cupidon entwickelten sich zu seinem größten Erfolg. Die über 500 Gags von jeweils 1 bis 6 Seiten Umfang erschienen bis 2011 in Spirou und wurden von Dupuis in satten 21 Alben gesammelt. 2012/13 ließ Malik im Alleingang noch zwei weitere Alben bei anderen Verlagen folgen. Den deutschen Lesern wurde der Funny bis dato vorenthalten.

Synchron zur Arbeit an seinem jugendfreien Engelchen widmete Malik sich in den folgenden Dekaden verstärkt auch dem Genre der erotischen Comics. Zwischen 1990 und 1992 war er neben Daniel Kox, Louis-Michel Carpentier und Jidéhem an den drei im Funny-Stil gehaltenen Alben der Reihe Chansons cochonnes des Verlags Topgame beteiligt (dt.: Rote Ohren Bd. 1, 2 und 4 bei Arboris). In den Jahren 2003 und 2005 folgte mit den bei IPM erschienenen One-Shots "Passion à Notre-Dame" und "Les Centaures" weiteres Erotik-Material, diesmal im realistischen Stil. Das hierfür verwendete Pseudonym Phénix kam auch bei seinen Arbeiten für das Magazin Bédéadult zum Einsatz.

Zu den letzten Arbeiten des Künstlers gehörte der One-Shot "Avec Vauban" über den gleichnamigen französischen Marquis und Militärarchitekten Ludwig XIVs. Das Album nach einem Szenario von Arnaud d'Aunay (einem Nachfahren Vaubans) und Louis-Bernard Koch erschien 2010 bei Editions du Triomphe. Nach über dreißig Jahren Pause überraschte Malik schließlich 2019 mit einem letzten, dem insgesamt 16. Archie Cash-Album, bevor er ein Jahr später im Alter von 72 Jahren beim Brand seines Hauses umkam.

Malik bei Kauka

  • Onkel Paul - Les (plus) belles histoires de l'oncle Paul (die Episode "Reise in die Vergangenheit" im FF Jahrbuch 1977)


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