Will

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Willy Maltaite (* 30.10.1927 in Anthée, Belgien; † 18.2.2000), bekannt unter dem Kürzel Will, war ein belgischer Comiczeichner und Mitbegründer der École de Marcinelle.

Seit frühester Kindheit vom Zeichnen begeistert, traf er im Alter von 14 Jahren auf Joseph Gillain (Jijé), der damaligen Säule des Spirou-Magazins von Dupuis, der ihn unter die Fittiche nahm und ihm die Feinheiten der Zeichenkunst beibrachte. 1946 stießen André Franquin und Morris zu den beiden, so dass im Hause Jijé eine Wohn- und Arbeitsgemeinschaft entstand, die sich gegenseitig befruchtete und später als "la bande à quatre" bekannt wurde. Inspiriert durch seine Freunde, beschloß Will, ebenfalls im Bereich der Comics tätig zu werden. Seine Illustrationen kamen zunächst in den Dupuis-Publikationen Bonnes Soirées und Le Moustique zum Abdruck und fanden ab 1947 auch ihren Weg ins Spirou-Heft. 1949 zeichnete Will nach einem Szenario von Louis Haché den Comic "Le mystère du Bambochal", der von Dupuis abgelehnt wurde. Davon unbeeindruckt, gründete der aufstrebende Zeichner mit seinem Cousin kurzerhand den Verlag Editions du Ménestrel, in dem er das Werk mit einer Auflage von 15000 Stück als Album veröffentlichte.

Auf Wunsch von Dupuis übernahm Will 1949 die Spirou-Serie Tif et Tondu (dt.: Gin und Fizz bzw. Harry und Platte) von deren Schöpfer Fernand Dineur, der bis 1952 noch die Szenarios beisteuerte. Ihren künstlerischen Durchbruch erlebte die Serie ab 1955 mit dem neuen Autor Maurice Rosy, während Will sich einen Namen als eleganter und fortschrittlicher Zeichner machte. Rosys Nachfolger Maurice Tillieux (1968-1978) und der US-Amerikaner Stephen Desberg (1977-89) trugen das ihrige zum heutigen Klassiker-Status der Abenteuer des Detektiv-Duos bei. Insgesamt betreute Will die Serie mehr als 40 Jahre lang und trat sie erst 1990 an Zeichner Alain Sikorski und Texter Denis Lapière ab.

Da Will und Rosy bei ihrer ersten Zusammenarbeit "Tif et Tondu contre la main blanche" Unterstützung von André Franquin erhalten hatten, revanchierten sie sich bei ihm 1955/56 durch Beteiligung am Spirou-Abenteuer "Les Pirates du silence", für das Will das Zeichnen der Hintergründe übernahm. Weitere Comics, die von Wills Dekors profitierten, waren die ersten beiden Benoit Brisefer-Abenteuer ("Les taxis rouges" und "Madame Adolphine") von Peyo, Franquins Marsupilami-Kurzgeschichten um Bring M. Backalive ("La Cage" und "Capturer un Marsupilami") sowie die 1983er Natacha-Episode "L'île d'outre-monde" von François Walthéry.

1958 ließ Will Tif et Tondu links liegen und verließ kurzzeitig Spirou, um künstlerischer Leiter bei der Konkurrenz von Tintin zu werden (die Position, die sein Gefährte Rosy bei Spirou innehatte). Die dortige Tätigkeit währte aber nur bis 1960, da der Künstler sich in seiner Einflussnahme zu stark eingeschränkt sah. Für Le Soir Illustré gestaltete Will von 1960 bis 1963 nach Szenarios von Peyo die ersten drei Abenteuer mit dessen Helden Jacky et Célestin (dt.: Jacky und Celestin, Band 1 und 3 der Reihe Funny-Classics im Feest-Verlag), wobei er zeichnerische Unterstützung von Jo-Ël Azara erhielt. Gleichzeitig versuchte er, in den frühen 60ern mit mehreren eigenen Helden Fuß zu fassen: für das Magazin Bonux Boy schuf er mit Autor J.-P. Chappuis Monsieur Farfelu, für Record mit René Goscinny Record et Véronique und mit Rosy ebenfalls für Record Marco et Aldebert. Für Spirou entstanden derweil mit Vicq als Autor die ähnlich kurzlebigen Éric et Artimon, von denen 1962/63 zwei längere Abenteuer sowie 1967 eine Kurzgeschichte erschienen. Ab 1964 widmete sich der Zeichner wieder Tif et Tondu...

Von 1966 bis 1969 war Will bei Dupuis Verantwortlicher für die Collection Carrousel (dt.: Karussell-Bücher). An einigen der auf Comicserien basierenden illustrierten Kinderbücher war er auch zeichnerisch beteiligt: bei "Joyeuses Pâques pour mon petit Noël" und "Les étranges amis de Noël" (beide 1967) zeichnete er die Hintergründe für Franquin, bei "Antonin et le petit cirque" (1967) und "Antoine et l'anneau magique" (1968, trotz der anderen Schreibweise handelt es sich um denselben kindlichen Titelhelden) setzte er zwei Szenarios von Charles Degotte um.

Ende 1969 begann Will die Arbeit an einer neuen Serie um die magisch-märchenhaften Erlebnisse der kleinen rothaarigen Isabelle. Als Szenaristen wirkten Raymond Macherot, Yvan Delporte und später André Franquin mit. Trotz dieser Starbesetzung erlangte die wichtigste eigene Schöpfung des Zeichners nie die Popularität seiner anderen Hauptserie. Nach einer längeren Unterbrechung in der zweiten Hälfte der 80er Jahre führte Will, nachdem er Tif et Tondu aufgegeben hatte, Isabelle mit Delporte bis zur Beendigung der Serie im Jahre 1995 fort.

Mit Stephen Desberg als Autor und teilweise Éric Maltaite als Co-Zeichner entstanden zwischen 1978 und 1984 sieben kurze Comics um den nebulösen Charakter Oncle Jules. Will selbst und Franquin waren die Helden der zweiseitigen illustrierten Marsupilami-Kurzgeschichte "Grand zéro sur toute la ligne", die die beiden Freunde 1979 realisierten. In Zusammenarbeit mit dem infamosen Duo Yann & Conrad entstand 1982 das vierseitige Oncle Paul-Pastiche "L'ogresse des Carpathes".

Ab Ende der 80er Jahre experimentierte Will, der sich in seiner Freizeit auch der Malerei widmete, mit einem Zeichenstil, dessen integraler Bestandteil die Direktkolorierung war, und wandte sich mit "Le jardin des désirs" (1988, dt.: "Der Garten der Lüste"), "La 27e lettre" (1990, dt.: "Der 27. Buchstabe", beide bei Feest in der Edition phantastische Abenteuer) und "L'appel de l'enfer" (1993, dt.: "Satans Urteil" bei Boiselle & Löhmann) dem Erwachsenencomic zu. 2007 wurden die drei von Desberg geschriebenen erotischen One-Shots von Dupuis zum Band "Trilogie avec dames" zusammengefasst.

Zuletzt hatte Will mit Szenarist Rudi Miel an "L'arbre des deux printemps" (2000, dt.: "Der Baum der zwei Frühlinge" bei Salleck) gearbeitet. Da er vor seinem Tod nur 4 Seiten davon hatte fertigstellen können, wurde das Werk schließlich von Freunden und Bewunderern des Künstlers gemeinschaftlich vollendet: Batem, Stéphane Colman, Dany, Derib, Jean-Claude Fournier, Frank Pé, Franz, André Geerts, Marc Hardy, René Hausman, Hermann, Frank LeGall, Régis Loisel, Éric Maltaite, Jean-Claude Mézières, Michel Plessix, Jean Roba, François Walthéry und Marc Wasterlain erwiesen ihm so die (letzte) Ehre.

Wills Sohn Éric Maltaite (*1958) assistierte seinem Vater bei Tif et Tondu und ist seit den späten 70er Jahren auch als eigenständiger Zeichner für Spirou aktiv. Seine bekannteste Serie ist die um den Geheimagenten 421 (dt. bei Feest). Seit 2013 gestaltet er mit Szenarist Stéphane Colman die Serie Choc (dt.: Schock bei Salleck) um den Gegenspieler von Tif et Tondu.

Will bei Kauka

Als Zeichner

sowie die Einzelgeschichten

Als Hintergrundzeichner

  • Pit und Pikkolo - Spirou et Fantasio ("Lautlos kommen die Piraten", FF 570-78)
  • Der kleine Winni - Benoît Brisefer ("Die roten Blitze", FF 19-30/1971, und "Wer ist Wilhelmine?", FF 31-44/1971)
  • Kokomiko - Marsupilami ("Keine Angst vor wilden Tieren", FF 27/1975)


Weblinks