Rolf Kauka

Aus Kaukapedia
Version vom 3. Juni 2007, 14:35 Uhr von Archie (Diskussion | Beiträge) (Wiederhergestellt zur letzten Änderung von Brisanzbremse)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Rolf Kauka (* 9. April 1917 in Markranstädt bei Leipzig; † 13. September 2000 in Thomasville, Georgia, USA) war ein deutscher Comic-Pionier der Nachkriegszeit. Er begründete die langlebigste deutsche Comicproduktion und galt vielen gemeinhin als "deutscher Walt Disney".

Leben

Rolf Kauka stammte von finnischen Vorfahren ab und wurde als Sohn eines Schmiedes geboren. Er wuchs in Sachsen auf und zeichnete bereits als Gymnasiast Cartoons für die Leipziger Neueste Nachrichten und das Weißenfelser Tageblatt. Nach seinem Abitur begann er ein Studium der Betriebswirtschaft, wurde aber schon bald in den Zweiten Weltkrieg eingezogen und Berufsoffizier.

Verlegeraktivitäten

1945 verfasste er gemeinsam mit seinem Freund Dr. Norbert Pohl die "Elemente der Rechtswissenschaft", eine Kurzlehrbuchreihe für Jurastudenten. Die Bekanntschaft mit Heinz Ullstein und Harry Schulze-Wilde führte 1949 zur Gründung des Heinz-Ullstein-Verlags.

Als Anfang der 1950er Jahre die ersten US-amerikanischen Comics den westdeutschen Markt eroberten, erkannte Rolf Kauka die Chancen, die dieses für Deutschland neue Genre bot. So begann er, seine eigenen Comicfiguren zu entwickeln und gründete 1951 den Kauka Verlag in München. Im Mai 1953 erschien Kaukas erstes Comic-Heft Till Eulenspiegel, dessen Charaktere an Figuren der deutschen Märchen-, Fabel- und Volkserzählungen angelehnt waren. In einer Kurzgeschichte in Heft 6 erschienen zum ersten Mal die Füchse Fix und Foxi, die bald zu Publikumslieblingen wurden. Nachdem ab Heft 10 mehrere Ausgaben auf der Titelseite groß auf die Füchse hinwiesen, wurde die Reihe ab Nr. 29 in Fix und Foxi umbenannt.

Mit der Zeit entwickelte sich das Fix und Foxi-Magazin zum größten deutschen Comic-Erfolg und soll zu seinen besten Zeiten mit einer Auflage von bis zu 400 000 Exemplaren pro Woche (angebliches Gesamtvolumen: über 750 Millionen verkaufte Hefte) erschienen sein. Neben dem wöchentlichen Heft gab es, vor allem von Mitte der 60er bis Mitte der 80er Jahre, auch diverse Nebenprodukte in Form von Heften, Taschenbüchern, Paperbacks, Alben, etc. Als besonders langlebig neben der Hauptpublikation erwiesen sich das Fix und Foxi Sonderheft (1959-94, Hauptausgaben "Ostern", "Sommer", "Ferien", "Weihnachten") und das Taschenbuch Fix und Foxi Extra (1969-86) - siehe Publikationen. Ein weiteres Erfolgsprodukt von Rolf Kauka ist das Vorschulmagazin Bussi Bär, das in zehn Sprachen erscheint und allein in Deutschland eine monatliche Auflage von 300.000 Exemplaren erreicht. Zu Kaukas großem und lang andauernden Erfolg trug nicht zuletzt auch die Partnerschaft mit dem Erich Pabel Verlag bei.

Über die Jahre hatte Kauka für sein Heft eine bunte Riege der verschiedensten Zeichner und Illustratoren engagiert, die meisten aus dem ehemaligen Jugoslawien (ab 1956), Italien (ab Mitte der 60er) und Spanien (ab den 70ern). Insgesamt wurden unter Rolf Kaukas Leitung im Laufe seines Lebens über 80 verschiedene Comic-Charaktere geschaffen. Nach frühen, heute weitestgehend vergessenen Serien wie Till Eulenspiegel, Münchhausen, Tips und Taps oder Peter und Jasmin sind die neben Fix und Foxi heute bekanntesten Pauli, Hops und Stops, Tom und Biber, Mischa, Fridolin, Diabolino, Die Pichelsteiner und Die 7 Schnuckel. Die letzte noch von Kauka persönlich in Auftrag gegebene Serie war die speziell fürs Fernsehen entwickelte Familie Peppercorn.

Neben den Comics aus der Eigenproduktion wurden in Kaukas Publikationen auch etliche Comics aus anderen Ländern, vor allem Frankreich und Belgien, erstmalig unter Lizenz in Deutschland veröffentlicht, darunter z.B. Boule und Bill (als Schnieff und Schnuff), Bobo, Die Schlümpfe, Spirou und Fantasio (Pit und Pikkolo), Lucky Luke (vor allem in den Nebenpublikationen), Schwarzbart, Gaston Lagaffe (Jo-Jo), Johann und Pfiffikus (Prinz Edelhart), Benni Bärenstark (Der kleine Winni) Sophie (Die lustige Lilli) und Sammy und Jack.

1973 verkaufte Kauka seinen Verlag an die englischen Verleger IPC und die niederländische Verlagsgruppe VNU, wobei er sich aber ein Mitspracherecht vorbehielt. Er zog sich aus dem aktiven Verlagsleben zurück und gründete 1975 in München die "Kauka Comic Akademie", um sich der Aus- und Weiterbildung von Autoren und Illustratoren zu widmen. Ende der 1970-er Jahre löste sich das Verlagskonsortium auf, und der Bauer Verlag unter der Führung seiner Tochtergesellschaft Pabel-Moewig übernahm Fix und Foxi. 1982 zog sich Rolf Kauka aus Gesundheitsgründen auf eine Plantage in Georgia (USA) zurück.

Rolf Kaukas Comeback

Mitte 1994 stellte VPM Fix und Foxi von wöchentlicher auf monatliche Erscheinungsweise um und marginalisierte den ohnehin stark reduzierten Comicanteil. Offenbar wollte der Verlag die damalige Auflagenkrise vor allem mit einem stark ausgebauten redaktionellen Anteil mit vielen popkulturellen Elementen überwinden. Rolf Kauka entzog dem Verlag daraufhin die Rechte und ließ das Comic-Heft einstellen. Damit kam auch die Produktion von Kauka-Comics völlig zum Erliegen.

Mit der Kauka Promedia, Inc. gründete Kauka eine Verwaltungsgesellschaft für seine Comics und widmete sich fortan der Umsetzung von Fix und Foxi in eine Zeichentrickserie, die erstmals im Februar 2000 im Fernsehen lief, zunächst in der ARD, später im KiKa. Zusammen mit seiner vierten Ehefrau Alexandra Kauka und der Ravensburger AG entwickelte er zudem das "Fix & Foxi Abenteuerland" im Ravensburger Spieleland, das im Frühjahr 2000 eröffnet wurde. 1998 wurde Rolf Kauka für sein Werk mit dem Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Die Kauka Promedia, Inc. leitete er bis Ende 1999 selbst und übergab dann die Geschäftsführung an Alexandra Kauka.

Was die Comics betrifft, so scheiterte die Wiedereinführung eines neuen FF-Heftes im Jahre 2000 beim Ehapa-Verlag sowohl qualitativ als auch verkaufstechnisch nach nur drei Ausgaben. Nicht viel besser war es zuvor der Albenreihe Rolf Kauka Classics (1997-99) ergangen. Am 13. September 2000 verstarb Rolf Kauka 83-jährig auf seiner Plantage in Thomasville im US-Bundesstaat Georgia.

Entwicklung nach dem Tode Kaukas

Noch im selben Jahr gründete Alexandra Kauka die Rolf Kauka Stiftung, die junge Comic-Zeichner und -Texter aus dem deutschsprachigen Raum mit der Vergabe des Rolf Kauka Preises fördert. Auch die Print-Präsenz der Füchse wurde gefördert: einem großen Jubiläumsbuch zum 50. Geburtstag im Jahre 2003 folgte ein Jahr später mit Fix & Foxi und der Raketenblitz ein Gratis-Sonderheft zur Eröffnung des Fix & Foxi-Raketenblitz im Ravensburger Spieleland.

Im Jahre 2003 wurde die operative Unit der Kauka Promedia auf die Andromeda central community medien gmbh unter der Leitung von Michael Semrad übertragen, der seitdem gleichzeitig Stellvertreter Alexandra Kaukas ist. Zwei Jahre später wurde die Lizenz für ein Fix & Foxi Print Magazine an den Hamburger Tigerpress Verlag GmbH verliehen, woraufhin die Produktion neuer Kauka-Comics erfolgte. Tigerpress-Geschäftsführer ist Jan Wickmann, Sohn von Rolf Wickmann, dem Generalbevollmächtigten bei Gruner & Jahr. Tigerpress-Mitgründer Michael Hopp, zuvor Chefredakteur bei Wiener, TV Total, TV Movie und TV Today, schied im September 2006 aus.

Nachdem am 10. Oktober 2005 in Zusammenarbeit mit dem Weltbild Verlag und der BILD-Zeitung quasi als "Vorbote" ein Fix & Foxi Buch veröffentlicht wurde, erscheint bei Tigerpress seit dem 25. Oktober 2005 regelmäßig das neue Fix & Foxi im monatlichen Turnus (seit 2007 fünfwöchentlich). Noch im selben Jahr gab es mit der Fix & Foxi Classic Album-Reihe eine erste Nebenpublikation, die allerdings nach zwei Ausgaben wieder eingestellt wurde. Seit Februar 2007 ist das aktuelle FF IVW-geprüft (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern). Die Verkaufs-Auflage des Quartals liegt demnach bei ca 50.000 Heften pro Monat. Zudem sind Fix & Foxi auf Hörspielcassetten, CDs, DVDs, Videos und als Merchandising sowie in 30 Ländern als TV-Serie präsent. Für Ende 2008 ist ein abendfüllender Kinofilm mit der Bavaria geplant.

Literatur

  • Max Ernst: Rolf Kauka. Ein Comic-Patriarch. In: Grünwalder Porträts. 27 (2001) S. 17-19.

Weblinks